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AUSSTELLUNG
INSELGALERIE BERLIN

berlin friedrichshain

01.06. 2017 – 29.07.2017
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Susanne Britz — Juliane Ebner —  Fanny Galera —  Mirella Pietrzyk

Willkommen in der neuen alten Inselgalerie!

Sie haben vorhin die moderne Sonderform eines Portals durchschritten, um unsere erste Ausstellung in Augenschein zu nehmen. Die zwei überlebensgroßen Türsteherinnen – sympathische Xanthippen, die freundlich und gelassen auf uns bzw. Sie heruntergrüßen, hat Mirella Pietrzyk, für uns und für künftige, hoffentlich zahlreiche Besucher auf die Fassade gebannt.

Auch wenn unsere neue Galerie-Adresse jetzt Petersburger Straße heißt – die vier Malerinnen, Zeichnerinnen, Bildhauerinnen, Objektkünstlerinnen, Filmemacherinnen laden die ehemals schnöden Sparkassenräume mit Phantasie und Energie völlig ohne eine traditionelle „Petersburger Hängung“ auf. Sie gehören ungefähr zur gleichen Generation, haben ihren Kunstpfad längst gefunden und ihre Themen unverwechselbar ausgeformt. Ich möchte Ihnen die Vier kurz vorstellen.

Da ist zuerst unsere „Portalgestalterin“ Mirella Pietrzyk, die uns hier schon auf ihr Programm einstimmt: wir sehen vornehmlich Frauen, aber auch androgyne Gestalten, in selbstbewußter Nacktheit oder phantastischer Gewandung, in rätselhaften Handlungen und Situationen. Es sind surreale, skurrile Bilder, unserer Zeit entrückt ins Reich der Phantasie, der Wünsche und Träume, die die Suche nach Sinn und Glück und auch Härten formulieren. Als Modegestalterin und Illustratorin hat Mirella Pietrzyk über Jahre das Zeichnen geschult. Ihre detailfreudigen, aber auch monumentalen Papierarbeiten sind Zeugnisse einer unbändigen, geradezu barocken Fabulierlust, die stilistische Bögen von der Kunst der Renaissance bis zur Comic Art schlägt.

Zu Juliane Ebner im ersten Raum rechts. Ihr ungewöhnliches Zeichenwerk hat sie im Laufe von ca. 10 Jahren mit unverwechselbarer Handschrift zum Filmemachen geführt. Ihre Filme ähneln nicht den gewohnten Künstlervideos. Sie sind handgemacht! Gezeichnet und gemalt auf bewegliche Folien, mit selbst eingesprochenen Texten. Einige wurden jüngst ausgezeichnet. Um die Filme herum rankt sich jedes Mal ein Konvolut von vielen kleinen Zeichnungen. Juliane zeigt das hier an ihrem Film „Schwebeteilchen“. Die dazugehörigen eindrucksvollen Zeichnungen wiederum verdanken ihr Großformat einer digitalen Zwischenstufe.

Sie verquicken biografisch Erinnertes, Historisches, Banales, Mediales, Nicht-zusammen-Gehörendes zu Bildern, die die deutsch-deutsche Vergangenheit hinter dem heutigen Alltag aufscheinen lassen. Ein Alltag, der, falls mit wilden Tieren bevölkert, manchmal wie eine Drohkulisse wirkt.

Fanny Galera ist unser Gast aus Spanien, hat aber über Marco Flierl und die Teilnahme an Bildhauer-Symposien schon eine Menge Fäden nach Berlin. Der Ausschnitt aus ihrem figürlichen Schaffen, den wir hier zeigen können, hat es in sich. Die Menschlein im sogenannten ,,Vitrinenformat“ unter und im Glas führen uns so eindrücklich wie allgemeingültig menschliche Haltungen, Handlungen und Situationen vor Augen – wie die Arme aus der Wand, die uns mit anmutig berührender Geste anscheinend etwas reichen wollen. Die meisten Arbeiten faßt Fanny Galera mit weißer Farbe oder arbeitet in weißen Materialien, zusätzlich auch mit Glas und Porzellan. Das ist ihre Art von Abstraktion und Reduktion, die das Kreatürliche und Existentielle ihrer menschlichen Geschöpfe bewirkt.

Anders, bunt und verwirbelt ist die Objektinstallation von Susanne Britz. Ihre Arbeit „Metas Labor“ stellt uns in vielen Einzelteilen einen Arbeitsplatz vor, den sie selbst während der Ausstellung öfter einnehmen wird. In diesem Kunst-Labor kommen Meßgeräte, Kabel, Schreibzeuge, Grafikblätter mit ganz ordinären Alltagsgegenständen, gern aus Plaste, zusammen. Die Dinge selbst bilden und zeichnen den Raum. Diverse Versuchsanordnungen fängt Susanne fotografisch ein, bearbeitet, übermalt diese, und schon entstehen auf ihren Digiprints ganz neue Wirklichkeiten – bizarr, verspielt, auch düster. In jedem Fall assoziationsreich. Das Resultat: eine zeitgemäße, neuartig poetische Bildwelt. So mag das gehen, wenn man vor dem Kunststudium kurz Chemie studiert hat!

Wir hoffen, daß Ihnen die Werke der vier Künstlerinnen Einsichten und Vergnügen bescheren, ebenso wie gute Gespräche darüber.

Dr. Gabi Ivan

Auszug der Rede zur 240. Ausstellung der Inselgalerie vom 01.06.2017